back...Unbekannte Briefe polnischer Kinder aus dem deutschen Lager
„Schickt mir bitte etwas Kernseife und einen Löffel, denn ich habe nichts, womit ich essen könnte... Schick mir bitte etwas Saccharin… Back mir Pfannkuchen, Mami, 20 Stück…” – Schockierende Briefe von kleinen Kindern, die im deutschen Konzentrationslager in Lodz inhaftiert waren, wurden von Forschern des entstehenden Museums der Polnischen Kinder - Opfer des Totalitarismus - entdeckt.
Die gefundene Korrespondenz ist von unschätzbarem Wert. Vor einigen Tagen haben wir acht Originalbriefe erhalten - informiert Dr. Ireneusz Maj, der amtierende Direktor des Museums der Polnischen Kinder - Opfer des Totalitarismus. Die Dokumente wurden während Recherchen in privaten Sammlungen gefunden.
„Liebe Eltern, wenn ihr könnt, besorgt mir Lederstiefel-Oberteile und gebt beide auf Holzsohlen, Nummer 37 und schickt sie mir, denn ich habe nichts zum Laufen (...) Schickt mir bitte etwas Kernseife und einen Löffel, denn ich habe nichts, womit ich essen könnte” - schrieb am 15. Februar 1944 an ihre Eltern Halinka Cubrzyńska (12 Jahre alt).
Jaś Spychała (12 Jahre alt) bittet am 16. Oktober 1944 seine Mama u.a. um „etwas Saccharin”: „Back mir Pfannkuchen, Mami, 20 Stück (…). Schick einen Bleistift, Gummi. Und Zwiebeln, und Senf. Und Briefmarken”.
Am 21. August 1944 informiert Marysia ihre Eltern und Geschwister, dass sie gewachsen ist: „Ich bin auch viel gewachsen, denn ich denke an meinen Kleidern erkennt man, dass sie kürzer sind, mein Kleid ziehe ich nur am Sonntag an, und so zur Arbeit gehe ich in einem Lagerkleid, ich möchte, dass ihr mich darin seht, ich sehe gut darin aus”.
In einem Brief an ihre Tante (Datum nicht ersichtlich) schrieb ein Mädchen namens Konarska, dass es ihr leid tue, dass sie nicht bei ihren Lieben sein könne: „Ich vermisse euch so sehr. Ich möchte so gerne jemanden von der Familie sehen”.
Gertruda Nowak (13 Jahre alt) wiederum informiert am 2. April 1944 in einem Brief an die „Liebe Rysia“, wahrscheinlich ihre Schwester: „Jerzy ist aus dem Krankenhaus gesund zurückgekommen, jetzt ist er wieder an Lungenentzündung und Wasser in der Seite erkrankt. Ich hoffe, dass es nicht schlimmer wird”.
Als die Gründung des Museums der Polnischen Kinder - Opfer des Totalitarismus in Lodz angekündigt wurde, kamen Menschen zu uns, die ihr Wissen über diese Zeiten teilen wollen. Sie enthüllen unbekannte Fakten, weisen auf Orte hin und informieren uns über Fotos und Dokumente. Unsere Historiker durchsuchen Archive, auch private. Dieses Lager und die tragische Geschichte der kleinen, wehrlosen Opfer deutscher Verbrechen waren jahrelang in Vergessenheit geraten. Jetzt enthüllen wir die Wahrheit über das Polen-Jugendverwahrlager in Litzmannstadt. Wir werden alle Fakten aufdecken und die ganze Wahrheit über das Lager zeigen“ versichert der amtierende Direktor Dr. Ireneusz Maj.
Das Museum der Polnischen Kinder - Opfer des Totalitarismus. Deutsches Nazilager für polnische Kinder in Litzmannstadt (1942-1945), dessen Tätigkeit vom Ministerium für Kultur, Nationales Erbe und Sport finanziert und dessen Entstehung von Mikołaj Pawlak, dem Beauftragten für Kinderrechte, initiiert wurde, wird ein modernes Multimedia-Museum und Bildungseinrichtung sein. Kinder und Jugendliche können sich über die tragischsten Ereignisse unserer Geschichte informieren; Lehrer finden hier fachkundige Unterstützung und Unterrichtsmaterialien zum Kriegs- und Nachkriegsschicksal unserer jüngsten Bürger.
Die Idee zur Gründung des Museums entstand während der Arbeiten des Programmrats für das Gedenken an die polnischen Kinder aus dem Lager in Litzmannstadt, der am 22. Dezember 2020 vom Beauftragten für Kinderrechte einberufen wurde. Die Initiative zum Bau des Museums der Polnischen Kinder wurde vom Präsidenten der Republik Polen, Andrzej Duda, unterstützt.