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back...85. Todestag von Stanisław Siedlecki, Senator der Zweiten Republik Polen

fot. senator Stanisław Siedlecki z córką Ireną, z arciwum Krystyny Haq

Am 17. September 1939 beging Stanisław Siedlecki (1877-1939) in Krzemieniec (heute Ukraine) angesichts der sowjetischen Aggression Selbstmord. Er war ein Aktivist der Unabhängigkeit und des Sozialismus, Senator der Zweiten Polnischen Republik, Vorläufer der Prometheus-Bewegung, Förderer der Genossenschaftsbewegung sowie sozialer Aktivist und Chemieingenieur.

 

Die Familie des Senators – seine Ehefrau Felicja und die Töchter Maria und Irena - wurde im Juni 1940 vom NKWD verhaftet und in ein Arbeitslager in Sibirien deportiert. Kraft einer Amnestie machten sie sich im Jahr 1941 auf den Weg nach Usbekistan,wo die6 Dywizja Piechoty Armii Andersa [dt. die 6. Infanteriedivision der Anders-Armee] im Aufbau war. Aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustands wurde Felicja Siedlecka in einem polnischen Feldlazarett untergebracht. Im Jahr 1942 wurde die Familie Siedlecki in den Iran und dann nach Indien evakuiert. Die Frau des Senators verstarb 1944 in Bombay. Die Töchter wanderten sechs Jahre später nach Australien aus.

 

Der 17. September 1939 schrieb sich der Tochter des Senators, Irena Wolyniak, geb. Siedlecka, besonders ins Gedächtnis:

„Ich bin jetzt seit ein paar Tagen fieberfrei, aber ich bin noch nicht ganz bei Kräften. Ich erinnere mich noch genau an den späten Vormittag oder frühen Nachmittag des 17. September 1939, als ich vor der Scheune saß, entspannt, und die faule Auszeit genoss. Plötzlich sah ich das Gesicht meines Vaters vor mir. Er war sichtlich bewegt und aufgewühlt. Er sah mich mit Augen voller Liebe und sanfter Gefühle, aber auch voller Angst an. Ich hatte meinen Vater noch nie verängstigt gesehen. Er war meist sehr ruhig, und über den Krieg sprach er sachlich und ermutigend. Ich hob freudig mein Gesicht zu seinem Gesicht und rief „Papa!”. Als ich dann meinen Blick senkte, um ihn aus der Nähe zu betrachten und zu umarmen, verschwand sein Gesicht. Es war niemand bei mir, aber der Eindruck dieses Augenblicks wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Der Vater gab seinen Töchtern unermessliche Liebe, ich konnte es in seinen Augen sehen, aber Angst? Ich habe alles verstanden, als ich ein Gespräch zwischen meiner Schwester und meinem Cousin hörte. Jemand hatte ihnen mitgeteilt, dass Papa sich erschossen hätte, um einer Verhaftung durch sowjetische Soldaten zu entgehen. Es wurde mir bewusst, dass ich ihn mit den Augen meiner Seele im Augenblick seines Todes gesehen hatte.”

 

Am 14. Juni dieses Jahres wurde auf Initiative des Museums der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus eine Gedenktafel für Stanisław Siedlecki, Senator der Zweiten Republik und einen der prominentesten Vertreter der prometheischen Bewegung, enthüllt. Die Veranstaltung fand in der ul. Chłopickiego 14 in Warschau statt, in dem Haus, in dem die Familie Siedlecki vor dem Krieg gelebt hatte. An der Zeremonie nahm auch Dr. Krystyna Haq, die Enkelin des Senators, teil. Bei dieser Gelegenheit hielt der Museumsdirektor Ireneusz Piotr Maj eine Ansprache. Wir lesen darin:

 „Stanislaw Siedlecki widmete sein ganzes Leben dem Dienst aus Liebe zu Polen. Als das Vaterland – die Mutter – mit dem Tode rang, zerbrach sein Herz. Er widmete sein Leben dem Dienst an seiner Familie; als er nicht mehr in der Lage war, sie zu beschützen, als er verstand, dass er ihr zur Last fallen würde – verließ er sie.

Die Geschichte der Familie Siedlecki spiegelt die tragischen Schicksale vieler polnischer Familien wider, die durch den Zweiten Weltkrieg stigmatisiert wurden. Der Kampf gegen die Invasoren, der Tod der geliebten Menschen, die Verhaftungen, die Deportationen, die sibirische Gehenna, der Hunger, das Leid der Kinder – der Kriegswaisen, das Schicksal eines Heimatlosen und die Sehnsucht nach Polen. Wir fügen dieser Geschichte heute ein weiteres Kapitel hinzu. Heute sind Verwandte der Familie Siedlecki unter uns, vor allem die Enkelin des Senators – Frau Krystyna Haq, die aus dem fernen Australien, wo sich ihre polnischen Eltern nach dem Krieg niedergelassen hatten, nach Polen kam.”