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Kinderspuren des Warschauer Aufstands

Die Anteil von Kindern am Warschauer Aufstand

Es wird geschätzt, dass als die Polen am 1. August 1944 zum Kampf gegen die Deutschen aufbrachen, um Warschau zu befreien, unter den rund 50 Tsd. Aufständischen sich schätzungsweise 5500 Personen unter 18 Jahren befanden. Während des Aufstands kamen fast 700 von ihnen ums Leben ...

 

Informationsquelle: Chcieliśmy być wolni. Powstanie warszawskie 1944, hrsg. A. Zawistowski, Warschau 2022, s. 253.

 

Foto: eine Patrouille von Aufständischen in der nördlichen Innenstadt. Die Aufmerksamkeit wird auf einen jungen [rechts] mit einem Gewehr gelenkt, der neben einem beschädigten Puppenwagen steht [Foto: Stefan Bałuk „Kubuś“, Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands].

Meldegänger

Die jungen Kerle im Warschauer Aufstand waren meist Meldegänger, Aufklärer, Führer in den Kanälen. Sie halfen bei allen möglichen Tätigkeiten: Meldungen und befehle überbringen, Barrikaden bauen, Brände löschen, Verschüttete aus den Trümmern bergen.

 

Foto: eine Gruppe von Pfadfindern hilft beim Löschen eines Brandes in einem Mietshaus. Zweiter von links: Wojciech Ciążyński „Malec", mit Feuerwehrhelm, Meldegänger Zbigniew Ślęzakowski „Kędziorek” (Foto: Eugeniusz Lokajski „Kędziorek”, Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands).

 

„Wir gingen durch die Kanäle und kamen zu einem Strassenablauf, in dem es seltsam chemisch roch, und wenn man eine Taschenlampe anzündete, konnte man dicke Dämpfe sehen. Wir gehen, aber langsam verlieren wir das Bewusstsein, fallen um und stürzen ins Wasser. Aber wenn wir ins Wasser eintauchen, kommen wir zu uns und tauchen auf. Schliesslich wird mir bewusst, dass es vorbei ist, dass wir hier nie wieder rauskommen. Und dann bin ich irgendwie zu mir gekommen und plötzlich höre ich eine Stimme: »rechts, rechts gibt es einen Kanal.« Ich schaue und vor uns ist eine Abzweigung. Wir bogen dort ab und kamen unter einen Gullydeckel, es gab einen Luftzug und es bestand keine Gasgefahr. Wir konnten uns retten. Wenn wir durch den Kanal gegangen wären, wären wir da gar nicht mehr rausgekommen”.

 

Sławomir Zawadzki „Lech”

 

Quelle des Zitats: Aufnahme für das Museum der polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus.

Die jüngsten

„Ein Teil des Bankgebäudes stand in Flammen, vom Feind in Brand gesetzt. Hauptmann »Gozdawa« beschloss, zusammen mit den Deutschen einen Teil der Redoute in die Luft zu sprengen. Zu diesem Zeitpunkt trat eine zierliche Kindergestalt, die allen in der 2. Sturmtruppe bekannt war, ihr Meldegänger »Warszawiak« – Witold Modelski – in das geschehen ein. Dieses Kind, das noch keine 12 Jahre alt war, gehörte nicht zum Typus des jungen Altstadtgauners. [...] Er ging in diesem tragischen Moment mit Hauptmann »Gozdawą« zur Bank, und der Kommandeur der Untereinheit schickte einen Meldegänger, der die Aufgabe hatte, das Quartier von Oberleutnant »Klucznika« in der ulica Swietojerska zu erreichen, damit die Pioniere mit einer entsprechenden Menge an Sprengstoff eintreffen konnten. Von ihm, von seinem Eintreffen bei der Pionierkompanie, hing in diesem Augenblick das Schicksal der Redoute der Bank Polski ab. [...] Obwohl der Feind alle Strassen der Altstadt mit dichtem Feuer aus Granatwerfern, Minenwerfern und einer Reihe von Bordmaschinengewehren der deutschen Flieger bedeckte, erreichte er die Pioniere rechtzeitig. Der Meldegänger, Unteroffizier »Warszawiak«, wurde mit dem Tapferkeitskreuz für die Durchführung der gefährlichen Aufgabe ausgezeichnet”.

 

Quelle des Zitats: Zbigniew Wróblewski, pod komendą „Gozdawy" 1 VIII - 4 X 1944, Warschau 1989, s. 153.

 

Einer der jüngsten Aufständischen – Unteroffizier Witold Modelski „Warszawiak" [in der Mitte] [Foto: Joachim Joachimczyk „Joachim”, Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands].

Sanitäterinnen

Die Mädchen des Warschauer Aufstands halfen am häufigsten in Krankenhäusern und an Verbandplätzen. Sie waren Sanitäterinnen, Meldegängerinnen, waren im militärischen Frauendienst und in der Soldatenhilfe tätig, arbeiteten in Feldküchen und organisierten die Versorgung.

 

Foto: das Krankenhaus der Kompanie „Koszta”, auf dem Foto u. A. Die Sanitäterinnen Janina Stęczniewska „Inka” mit ihrer Tochter Hania zwischen verwundeten aufständischen [Foto: Eugeniusz Lokajski „Brok”, Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands].

 

„Mein grösstes, das schockierendste Erlebnis während des Aufstands hatte ich im Krankenhaus der Aufständischen. Ich wurde mit einer Sendung in das Krankenhaus in der Nähe der ul. Żelazna geschickt. Und ich betrat die Hölle ... Verletzte, keine Betäubungsmittel, nicht schreiende, sondern vor Schmerzen heulende; blutverschmierte Ärzte bei den Operationen. Und in dieser Hölle Pfadfinderinnen, die ständig Blut vom Boden aufwischten. Ich übergab die Sendung und sprang auf, als wäre ich aus der Hölle gekommen. Und das war meine grösste Bewunderung, nicht, dass ein Mensch eine Sendung unter Feuer überbringt. Sondern auszuhalten, wie diese Mädchen beim Putzen in diesem Krankenhaus. Bis heute hält meine unglaubliche Bewunderung für die Pfadfinder-Mädchen an”.

 

Ryszard Cholewa „Rysiek”

 

Quelle des Zitats: Aufnahme für das Museum der polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus.

Die jüngsten

„Róża war immer sehr eigensinnig – sie wollte unbedingt im Krankenhaus helfen. Und sie half. Beispielsweise gab sie den Verwundeten Wasser, vertrieb Fliegen, die eine echte Plage waren ... Und zauberte ein Lächeln auf die Gesichter”.

 

Zofia Goździewska, Różyczkas Schweste

Quelle des Zitats: http://www.szpitale1944.pl/l/836,r0za-maria-g0zdziewska

 

Foto: die wahrscheinlich jüngste Krankenschwester des Aufstands – Różyczka Goździewska [Foto: Eugeniusz Lokajski „Brok”, Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands].

Pfadfinder-Feldpost

In den ersten Augusttagen 1944 begannen die jüngsten Pfadfinder der Szare Szeregi (der „Grauen Ränge”) [„Zawiszacy”, 12-14 Jahre alt], eine Pfadfinder-Feldpost (Harcerska Poczta Polowa, HPP) zu organisieren. Die ersten HPP-Filialen entstanden im Gebiet der ul. Wilcza in der südlichen Innenstadt. Kommandant der HPP wurde Pfadfinderführer Władysław Olędzki „Papa”, und der Initiator ihrer Gründung war Pfadfinderführer Kazimierz Grenda „Granica”. Bald wurde die HPP mit der Feldpost der Heimatarmee zusammengelegt. Es wird geschätzt, dass die „Zawiszacy” während des Warschauer Aufstands rund 120 Tsd. Briefe beförderte und viele Titel der aufständischen Presse verteilten. Viele von ihnen bezahlten diese Tätigkeit mit ihrem Leben.

 

Informationsquelle: Wielka ilustrowana encyklopedia Powstania Warszawskiego. Band 2. Polityka, kultura, społeczeństwo, hrsg. P. Rozwadowski, Warschau 2006.

 

Foto: der Verteiler der aufständischen Presse Zbigniew Wojtyniak „Żbik” [Foto: Tadeusz Bukowski „Bończa”, Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands].

Kleintheater „Marionetten an der Barrikade”

Das Kleintheater „Marionetten an der Barrikade” entstand zu Beginn des Warschauer Aufstands in Powiśle. Die Gruppe wurde von Michał Dadlez „Andrzej Bogoria” geleitet, der zusammen mit Krystyna Gogolewska die Texte schrieb. Die Marionetten – die Stoffpuppen machte Zofia Rendzner. Die Aufständische Premiere des Stücks fand am 16. August in einem Haus in der ulica Tamka 38 vor dem Kommando der Gruppierung „Krybar” statt. In den folgenden Tagen wurde das Stück in Höfen, Strassen, Toren, Krankenhäusern, Hallen und anderen Orten in Powiśle und der nördlichen Innenstadt aufgeführt.

 

Informationsquelle: Wielka ilustrowana encyklopedia Powstania Warszawskiego. Band 2: Polityka, kultura, społeczeństwo, hrsg. P. Rozwadowski, Warschau 2006, s. 394-395.

 

Kinder sehen sich das Kleintheater „Marionetten an der Barrikade” an [Foto: Joachim Joachimczyk „Joachim”, Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands].

Das Massaker von Wola

Seit dem 5. August begannen im Warschauer Stadtteil Wola organisierte Massenmorde an der Zivilbevölkerung in einem noch nie dagewesenen Ausmass. Die Deutschen und ihre Kollaborateure aus dem Osten (Russen, Ukrainer, Aserbaidschaner) vertrieben die Polen aus ihren Wohnungen, brachten sie an Orte ihrer Wahl und erschossen sie, wobei sie hohe Leichenberge hinterließen. Diese Berge wurden dann mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt. Dies geschah an vielen Stellen von Wola. Die Deutschen ermordeten die meisten Opfer des Massakers, das sie an den Bewohnern des Warschauer Stadtteils Wola an nur zwei Tagen, am 5. Und 6. August [dem sog. „schwarzen Samstag” und „schwarzen Sonntag”], verübten. Etwa 50 Tausend polnische Zivilisten starben im Zuge der Niederschlagung.

 

Informationsquelle: Szymon Nowak, na łamach: Wojna-Powstanie-Wyklęci, Mysłowice 2020, s. 118-119.

 

Foto: die ulica Wolska entlang geführte Zivilbevölkerung [nur Frauen und Kinder].

Foto: Wahrscheinlich in den ersten Augusttagen während des Massakers von Wola [Bundesarchiv/gemeinfrei].

Das Massaker von Wola – Pfadfinderinnen aus dem St.-Lazarus-Krankenhaus

„Und von diesem Augenblick an begann die Gehenna. Wir waren 15 Personen und eine ältere Krankenschwester [ich kann mich nicht mehr an ihren Namen erinnern]. Das Alter der Mädchen 15-18 Jahre. Ich muss zugeben, dass die Mädchen eine sehr mutige Haltung einnahmen, wie es sich für eine Pfadfinderin gehört. Die deutschen begannen auf bestialische Weise, zunächst die Ärzte vor unseren Augen zu erschiessen, meist mit Schüssen in den Hinterkopf. Und so kamen sie einer nach dem anderen zu uns. Sie befahlen uns, ein paar Schritte vorzutreten, und schossen selbst in Gruppen auf uns. Ich trat mit allen zusammen vor und sang „Jeszcze Polska ...” („Noch ist Polen ...”). Als die Schüsse ertönten, fiel ich zu Boden, und neben mir die Mädchen mit zerschlagenen Köpfen. Das Sprichwort sagt „Glück im Unglück“ - ich hatte Glück. In einer Position mit angezogenen beinen liegend, erlebte ich alles, ich hörte die ganze Tragödie bis zum Ende”.

 

[Wanda Łokietek-Borzęcka „Rzeka”]

 

Quelle des Zitats: Ludność cywilna w powstaniu warszawskim Band 1. Pamiętniki, relacje, zeznania. Teil eins, Warschau 1974, s. 251-252.

 

Foto: Zofia Riedel (1928-1944), eine der im St.-Lazarus-Krankenhaus ermordeten Pfadfinderinnen [ein von Agnieszka Nagalska, geb. Riedel, zur Verfügung gestelltes Foto, Familienarchiv].

Explosion der „Panzerfalle” Teil 1

„Was wir sahen, machte uns fassungslos! Auf einer Betonplattform an der Verteidigungsmauer stand ein Panzer mit einer weiss-roten Flagge! [...] Wir quetschten uns mit Mühe durch den engen Kreis von Menschen, um ihn aus der Nähe zu sehen, ihn zu berühren, seine kühle Panzerung zu streicheln ... – unser Panzer! [...] Uns interessierte vor allem das Problem, wie man ihn besteigt! Antek, der älter und grösser war als ich, gelang es, nach oben zu klettern – mir leider nicht! Der Motor dröhnte bereits und stiess Abgaswolken aus – der Panzer war kurz davor, loszufahren, und es gab gar keine Möglichkeit, mich daran festzuhalten! Endlich fand mein Bein halt, ich griff mit einer Hand an den Rand der Panzerung, Herr Jozio, der im Nachbarkeller wohnte, packte mich mit der anderen und ab ging's! Ich fuhr auf dem Panzer! Doch meine Freude währte nicht lange. Beim Einbiegen aus der ul. Podwale in die ul. Kilinskiego rutschte mein Bein ab, ich hing an den Armen und obwohl ich verzweifelt kämpfte, um auf dem Panzer zu bleiben, fiel ich herunter! [...] Als ich mich in der ul. Podwale wiederfand, gleich um die Ecke des Gebäudes, warf mich eine ungeheure Kraft zu boden! (...) Es war nichts zu sehen ... Staub und rauch”.

 

[Janusz Wałkuski, damals ein 10-jähriger Junge]

 

Quelle des Zitats: Janusz Wałkuski, Moja wojna 1939-1945, Szczecinek 2005, s. 103-104.

 

Foto: der ausgebrannte und zerstörte Rumpf des deutschen Borgwards B IV, der am 13. August 1944 explodierte [Foto: Jerzy Tomaszewski, gemeinfrei].

Explosion der „Panzerfalle” Teil 2

„Plötzlich drückte sich mein Herz mit einer schweren Vorahnung zusammen. An der Hauswand lagen schwarze Barette auf dem Bürgersteig. Eins, zwei, fünf – zählte ich. Das waren die Barette der Jungs vom Meldegängerzug. Ihre Besitzer waren verschwunden. Buchstäblich. Spurlos. Ich sammelte die traurigen Überreste unserer Kinder ein. Ich fühlte nichts. Der Ansturm der Ereignisse überstieg die Fähigkeit eines normalen Menschen zu fühlen. Ich begann unverzüglich mit der Suche. Das Kommando tat dies übrigens bereits. Die Folgen stellten sich als schrecklich heraus. Tadek »Kruk« („Rabe“) und zwölf seiner Pfadfinder kamen ums Leben, oder besser gesagt, sie verschwanden. Nur einer von ihnen, der kleine »Grajek« („Musikant“), erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen”.

 

[Witold Sawicki „Andrzej”]

 

Quelle des Zitats: Robert Bielecki, „Gustaw”-„Harnaś”. Dwa powstańcze bataliony, Warschau 1989, s. 231.

 

Foto: Dame spielende Meldegänger im Hinterhof des Nebengebäudes des Mietshauses in der ul. Kredytowa 3 in der nördlichen Innenstadt [Foto: Joachim Joachimczyk „Joachim”, Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands].

Leben in den Kellern

„Bereits am 1. August zog das gesamte Mietshaus in den Keller um [...] Sofort wiederfuhr mir ein richtiges Drama. Nun, ich hatte keine Muttermilch. Nicht einen einzigen Tropfen. Obwohl die Hebamme mir so eine Tablette gab, half nichts. Am ersten Tag dachte ich, dass vielleicht noch nicht alles verloren sei, aber dann gingen wir in den Keller und diese schrecklichen Dinge begannen zu passieren. Das Bombardieren, das Weinen, das Jammern. Ich war so furchtbar gestresst ... – Gott, womit soll ich mein neugeborenes Kind füttern? – fragte ich. Wir selbst assen das, was wir vorrätig hatten. Also hauptsächlich Griess, den ich durch ein Sieb schüttete und dem kleinen mit einem Löffel in den Mund gab. Milch war nirgends zu finden [...] Im Keller war es so dunkel, dass ich kaum aus den Augen sehen konnte, als ich meinen Sohn wickelte. Ich verwendete dafür zerrissene Laken, Waschlappen, irgendwelche Kissenbezüge. Man riss alles, was sich als Windeln eignete, in Stücke. Auch das, was sich nicht eignete. Die Schwester trug diese Sachen zwischen den Bombenangriffen aus der Wohnung. Die schmutzigen Windeln wurden einfach weggeworfen. Denn von Wäschewaschen konnte unter diesen Bedingungen keine Rede sein”.

 

[Halina Wiśniewska]

 

Quelle des Zitats: Anna Herbich, dziewczyny z powstania, Krakau 2014, s. 42-43.

 

Foto: Zivilbevölkerung in einem Keller während einer Mahlzeit [Foto: Joachim Joachimczyk „Joachim”, Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands].

Die Kinder müssen überleben

„Dies war eine Aktion, die vom militärischen Sozialdienst durchgeführt wurde [...] Wir gingen meistens zu dritt, weil wir Säcke tragen mussten. Wir zogen einfach um die Häuser. Ich denke, dass der Passierschein auch dazu diente, unserer Aktion Glaubwürdigkeit zu verleihen. Wir baten um Milchpulver, Nahrungsergänzung, Griessbrei für Säuglinge, die während des Aufstands geboren wurden oder die der Aufstand vorfand. Wir sammelten es ein, es wurde an einen Ort gebracht – ich weiss nicht mehr, wohin – und dann wurde es an die kleinen Kinder verteilt. Im Aufstand war das ein grosses Problem. Schliesslich gab es überhaupt keine Möglichkeiten, Warschau war eine völlig geschlossene Stadt. Das bewegende war, dass ich mich nicht daran erinnern kann, auf irgendeine Ablehnung, irgendwelche Unannehmlichkeiten gestossen zu sein. Wenn es ein nein gab, jemand sagte, dass nichts da war, war es klar, dass es keine Lüge war”.

 

[Krystyna Zachwatowicz-Wajda]

 

Quelle des Zitats: https://www.1944.pl/archiwum-hist0rii-m0wi0nej/krystyna-zachwat0wicz-wajda,738.html

 

Foto: die Zeit des Warschauer Aufstands – Wanda Wysocka füttert ihre Tochter [Foto: Joachim Joachimczyk „Joachim”, Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands].

Der jüngste Ritter des Ordens Virtuti Militari – Jerzy Antoni Bartnik „Magik”

Jerzy Antoni Bartnik „Magik” („Magier“) [1930-2011] war der jüngste Ritter des Kreuzes Virtuti Militari aus der Zeit des Aufstands, ein Pfadfinder aus der Vorkriegszeit, dann ein Verschwörer des Bundes für den bewaffneten Kampf der Heimatarmee und Partisan der Einheit von Jan Piwnik „Ponury". Während des Warschauer Aufstands kämpfte er in den Reihen des Bataillons der Heimatarmee „Parasol” („Regenschirm”), des Bataillons der nationalen Militärorganisation der Heimatarmee „Gustaw” und der Gruppierung der Heimatarmee „Bartkiewicz”. Er wurde während der Kämpfe in der Redoute der Polska Wytwórnia Papierów Wartościowych Ende August schwer am Kopf verwundet [er velror ein Auge]. Für seine Kämpfe im Aufstand wurde er [am 6.09.1944] mit dem Tapferkeitsorden und am 23.9.1944 bei einer Inspektion durch den Kommandeur der Heimatarmee, General Tadeusz „Bor” Komorowski, persönlich mit dem Orden Virtuti Militari ausgezeichnet. Die Schwester von Jerzy Bartnik war Maria Teresa Bartnik „Diana”.

 

Informationsquelle: Jerzy Antoni Bartnik „Magik" mpin/ https://wwwj944.pl/powstancze-biooramy/jerzy-oartnik,2222.html

 

Foto: Aufständische der Gruppe „Gartkiewicz": Jerzy Bartnik „Magik" und Walenty Zieliński „Bosman" („Bootsmann“) auf ihren Posten [Foto: Familiensammlung von Jerzy Bartnik „Magik"].

Kapitulation, Gefangenschaft

Am 2. Oktober 1944 wurden die Kriegshandlungen in Warschau eingestellt. Während des Warschauer Aufstands kamen etwa 16 Tsd. Aufständische und rund 150 Tsd. zivile Einwohner der Stadt ums Leben. In deutsche Gefangenschaft gelangten fast 12 Tsd. Aufständische. Darunter fanden sich mehr als 3 Tsd. Frauen und mehr als Tausend minderjährige Jungen wieder.

 

Informationsquelle: Chcieliśmy być wolni. Powstanie Warszawskie 1944, Hrsg. A. Zawistowski, Warschau 2022, s. 321.

 

Ein Foto aus dem Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager Stalag XI B in Fallingbostel. Wiktoria Darmosz „Adusia” mit ihrer Tochter Władysława Darmosz „Dziunia” [Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands].

Verluste ...

Während des zweiten Weltkriegs kamen circa 6 Mio. polnische Landsleute ums Leben, davon waren ca. 2 Millionen der Opfer Kinder. Etwa 200 Tsd. polnische Kinder wurden germanisiert.

 

Foto: ein Mädchen an einem Grab im Garten in der ul. Mazowiecka 9 [Foto: Sylwester Braun „Kris ”. Sammlungen des Warschauer Museums].

Lodzer Spuren des Aufstands - Barbara Nazdrowicz „Wiewiórka” („Eichhörnchen”)

Barbara Nazdrowicz wurde 1929 in Łódź geboren. Sie besuchte die Helena-Miklaszewska-Schule in Łódź, 1944 jedoch zog ihre Familie, die von den Deutschen verfolgt wurde, nach Warschau, wo Barbara ihre Ausbildung im geheimen Gymnasialunterricht fortsetzte. Sie war in den Szare Szeregi (den „Grauen Reihen“) aktiv und nahm an „kleinen Sabotageaktionen” teil. Sie ging als Freiwillige zum Aufstand und war Meldegängerin in der Kompanie „Odwet” („Vergeltung”) des Bataillons „Golski”. Sie starb am 19. September 1944 an einer tödlichen Schrapnell-Verletzung.

 

Informationsquelle: https://www.1944.pl/powstancze-biogramy/barbara-nazdrowicz,53321.html

 

„Es war ein Tag wie jeder andere,

Das Getöse der Bomben auf den Strassen,

Kugeln, Schrapnelle, die in Mietshäuser einschlagen.

Inmitten des Flammenmeeres,

Mit einer feurigen Stirn

So läufst du in den Tod

Pfadfinder-Mädchen.

Denkst du an die glücklichen Ferien?

An den Flieder, an den Jasmin, an die Veilchen, an die Akazien?

Was fühltest, als du wie eine Taube auf den Bürgersteig fielst?

Das Herz verstummte langsam – klopf, klopf.

Bekanntes Mädchen, Eichhörnchen Basieńko. Wir errichten dein Denkmal aus Gesang”.

 

Quelle des Zitats: das Lied über Basia Nazdrowicz, 59. Lodzer Pfadfindergruppe.

 

Foto: Barbara Nazdrowicz „Wiewiórka” („Eichhörnchen”) [Sammlungen der Fundacja Generał Elżbiety Zawackiej in Toruń].

Lodzer Spuren des Aufstands - Kinder aus dem Przemysłowa-Lager beim Aufstand

 

Foto: ein Aufständischer, der Dokumente von Zivilisten inspiziert, Gruppe „Kryska”, Czerniaków [Foto: Joachim Joachimczyk „Joachim”, Sammlungen des Museums des Warschauer Aufstands].

 

„1944 gelang mir die Flucht und ich kam nach Warschau. Etwa ein Dutzend Tage später brach in Warschau der Warschauer Aufstand aus, an dem ich als Meldegänger unter dem Kommando von Hauptmann »Kryska« aktiv teilnahm. Ich wurde während der Kämpfe verwundet und trage bis heute ein Schrapnell in der Nähe meines rechten Lungenflügels”.

 

Quelle des Zitats: IPN GK 165/379, bd. 2 bl. 457; IPN GK 165/379 bd. 2 bl. 462.

 

So erinnerte sich Adam Dzięgielewski, ein ehemaliger Häftling des deutschen Lagers an der ul. Przemysłowa, an seine Teilnahme am Aufstand. 1942 wurde er wegen des Mitführens illegaler Flugblätter und der Untergrundpresse inhaftiert. Da er an Typhus und Meningitis erkrankt war, wurde er in ein Krankenhaus verlegt, aus dem er mithilfe anderer fliehen konnte.

 

Foto: deutsches Lager für polnische Kinder in der ul. Przemysłowa in Łódź – jugendliche Häftlinge beim Appell [Instytut Pamięci Narodowej].

Lodzer Spuren des Aufstands - Maria Turowska, geb. Pawłowska, „Myszka” („Mäuschen”)

Maria Turowska, geb. Pawłowska, wurde 1929 in Brześć Kujawski geboren. Nach Kriegsausbruch wurden die Pawłowskis von den Deutschen ins Generalgouvernement deportiert. Maria lebte in Warschau, besuchte den geheimen Gymnasialunterricht und war in den Szare Szeregi (den „grauen rängen“) als Meldegängerin tätig. Während des Warschauer Aufstands arbeitete sie bei der Feldpost der Pfadfinder und wurde an den Beinen verletzt. Sie verliess die Stadt zusammen mit der Zivilbevölkerung nach der Einstellung der Kampfhandlungen. Nach dem Krieg liess sie sich in Łódź nieder, schloss ihr Chemiestudium an der Universität Łódź ab und wurde 1990 zur Professorin der UŁ berufen.

 

Informationsquelle: Notiz von einer Aufnahme für das Museum der polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus

 

„Als ich diese Briefe auf dem Platz, in der Krucza austrug und mit diesen Briefen ging, gab es einen Angriff dieser sehr kleinen Flugzeuge, die im Sturzflug hinunterstiessen. Na ja, und eine der Bomben fiel hinter mich. Und sie zerfleischte mich, buchstäblich, so als hätte sie mein ganzes rechtes Bein zerfetzt, mein linkes Bein nur ein bisschen. Aber ich konnte laufen, also ging ich zum nächsten Verbandplatz. Und dort ... weil es gerade diese Bombardierung dieser Flugzeuge gab, hier ein Mann ohne Auge, ohne Arm, ohne ein Bein ...  Als ich das sah, da machte ich mir selbst einen Verband, ich legte ihn um das zerschnittene Bein. Und ich denke: was mache ich hier eigentlich? Ich werde nicht die Warteschlange und Zeit für solche Kleinigkeiten in Anspruch nehmen, ich werde in mein Quartier gehen.”

 

Quelle des Zitats: Aufnahme für das Museum der polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus

 

Foto: Maria Pawłowska „Myszka” („Mäuschen”), Juli 1944 [Sammlungen der Maria Turowska, geb. Pawłowska].

Foto: Maria Turowska, geb. Pawłowska, Februar 2024 [Sammlungen des Museums der polnischen Kinder].