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Wir Moschiner. Vergangenheit und Gegenwart

Moschin während der Besatzung

„die Mama kamen sie in der Nacht holen”

Moschin ist eine der ältesten Städte Großpolens. Am 9. September 1939 drangen deutsche Truppen in die Stadt ein. Die erste öffentliche Hinrichtung fand am 20. Oktober 1939 dort statt, als im Rahmen der Operation Tannenberg nach einem Schauprozess 15 Bewohner erschossen wurden. Es wird geschätzt, dass während des Kriegs fast 60 Familien von dort vertrieben wurden und über fünfhundert Menschen verhaftet und in Konzentrationslagern inhaftiert wurden. Viele von ihnen kamen ums Leben. Die deutsche Besetzung der Stadt endete am 25. Januar 1945 mit dem Einzug der Roten Armee.

Die Kriegswirren verschonten die Jüngsten nicht. Einer der schmerzhaftesten Erzählstränge jener Zeit ist die Geschichte von mehreren Dutzend Moschiner Kindern, die im September 1943 verhaftet wurden und deren Schicksale größtenteils mit dem Lager für polnische Kinder in Łódź verflochten waren.

Quelle des Zitats:

Notation von Bohdan Kończak, geb. 1935 (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

 

Fotoquellen:

eine Karte von Moschin und Umgebung (Nationalbibliothek),

Moschin Marktplatz, Hotel Silberstein (Nationalbibliothek),

der nördliche Teil des Marktplatzes in Moschin (Universitätsbibliothek in Poznań),

das Denkmal am Platz des 20. Oktobers in Moschin und das Wappen von Moschin, Foto: Andrzej Janicki (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

Die Sache Moschin

„Ich weiß nicht, was der Grund für die Verhaftung meiner Eltern war”

Anfang 1943 kam der Bericht von Hermann Beukenbusch – dem Leiter der Gendarmeriewache in Moschin – ans Licht. Dieses Schreiben wurde ein Beitrag zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens, das darauf abzielte, eine geheime Sabotageorganisation in der Stadt aufzudecken. Zwischen Januar und April kam es zu Massenverhaftungen von Moschinern. Das Vorgehen der Nationalsozialisten traf vor allem die lokale Intelligenz – Lehrer, Anwälte, Ärzte und Hebammen. Den Einwohnern wurden nicht nur illegale Untergrundaktivitäten vorgeworfen, sondern auch die Tötung der lokalen „deutschen Elite“ und von Tieren, die den Deutschen gehörten.

Ein ähnliches Ermittlungsverfahren fand in Poznań statt und betraf Mitglieder der Verschwörungsgruppe von Dr. Franciszek Witaszek, dem Leiter der Sabotageorganisation Verband für Vergeltung im Verband für den bewaffneten Kampf (ZWZ), gegen die die gleichen Vorwürfe erhoben wurden. Auf der Grundlage von Urteilen von Standgerichten wurden die Enttarnten zum Tode verurteilt oder in Konzentrationslager geschickt.

Im September 1943 fand in Moschin eine „Vergeltungsaktion”, das heißt eine weitere Verhaftungswelle statt. Ihre Opfer waren die Familien derer, die zuvor beschuldigt und getötet oder deportiert worden waren. Diesmal verschonten die Deutschen niemanden – im Zuge der „Sache Moschin” wurden auch die Kinder aus ihren Häusern geholt.

 

Quelle des Zitats: Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung der Zeugin Domicela Janaszek, geb. Grenda, 1970, S.36.2019.Zn, Bd. VI, Bl. 1187.

Fotoquellen:

der Markt in Moschin, der südliche Teil (Universitätsbibliothek in Poznań),

der Marktplatz in Moschin, ein Blick auf die Westfront (Universitätsbibliothek in Poznań),

der Marktplatz in Moschin 1941 (Kunstgalerie in Moschin),

das Gebäude der Stadtverwaltung in Moschin (Universitätsbibliothek in Poznań).

Verlorene Jugend

Jugendliche Häftlinge

Infolge der rücksichtslosen Politik der Nationalsozialisten wurden Jugendliche, die über 16 Jahre alt waren, wie Erwachsene behandelt. An der Schwelle zum Erwachsenenalter verbrachten die Moschiner Jugendlichen ihre schönsten Jahre in Gefängniszellen oder hinter Lagerdrähten. Für einige von ihnen endete das Leben, bevor es überhaupt begann.

Unter den 1943 festgenommenen Jugendlichen aus Moschin, die über 16 Jahre alt waren, waren:

Stanisława Adamczyk (17 J.), sie starb am 21.04.1944 im KL Auschwitz

Bożena Cieślewicz (16 J.) überlebte

Zofia Figlerowicz (17 J.) überlebte

Józef Hoppe (16 J.) verschwand, nachdem er aus dem Fort VII abtransportiert worden war

Stanisław Jankowski (17 J.), er starb im Mai 1944 im KL Gusen

Łucja Kozłecka (16 J.), sie starb am 02.01.1944 im KL Auschwitz

Bogumił Kukucki (17 J.) überlebte

Felicja Kukucka (16 J.), sie starb am 12.01.1944 im KL Auschwitz

Jarosław Litke (16 J.) überlebte

Irena Muszyńska (16 J.) überlebte

Witalis Namysł (16 J.) überlebte

Feliks Pawlak (17 J.) überlebte

Rajmund Papież (17 J.) überlebte

Irena Śliwińska (16 J.), sie starb am 22.12.1943 im KL Auschwitz

Irena Tomowiak (16 J.), sie starb am 16.06.1944 im KL Auschwitz

Ludwika Urbanek (16 J.) überlebte

Edward Vogt (17 J.) überlebte

 

Fotoquellen:

Schüler der Grundschule in Moschin sammeln Sekundärrohstoffe, um Geld für den Nationalen Verteidigungsfonds zu erhalten (Nationales Digitales Archiv),

der Bahnhof in Moschin, 1940 (Kunstgalerie in Moschin),

der Marktplatz in Moschin, ein Blick auf die Ostfront (Universitätsbibliothek in Poznań),

das Denkmal auf dem Platz des 20. Oktobers in Moschin, Foto: Andrzej Janicki (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

Die Verhaftungen

Eine unvergessliche Nacht

„Die Aktion in Moschin geht weiter. Heute Nacht wurden 156 Personen verhaftet. Heute sollen 60 weitere Kinder verhaftet werden.”

Der Bericht von Wachtmeister Hermann Beukenbusch von der Gendarmeriewache in Moschin an die Bezirksgendarmeriezentrale in Śrem vom 10. September 1943

„Der Abschied von meinen Eltern und mich allein zu lassen waren schrecklich.”

Kazimierz Cieślewicz (am Tag der Verhaftung 13. J.)

„... das Trennen meiner Mutter von mir war ein Moment, in dem ich mich lange nicht beruhigen konnte, weil meine Mutter, die sich von mir verabschiedete, gestoßen und getreten wurde, bis sie auf ihr Gesicht fiel, und ich mich nicht mehr umdrehen und meine Mutter rufen durfte.”

Czesław Jarnot (am Tag der Verhaftung 13 J.)

Infolge der Vergeltungsaktion gelangten die Väter in der ersten Hälfte des Jahres 1943 in Gefangenschaft. Die meisten Kinder wurden am Freitag, den 10. September desselben Jahres, unter dramatischen Umständen verhaftet. Nachts wurden ihre Mütter, erwachsenen Geschwister und der Rest ihrer Angehörigen mitgenommen. Am Morgen wurden sie in den Veranstaltungssaal in Moschin gebracht. An den Kinderhälsen hingen Kartons mit den Vornamen, Nachnamen und Geburtsdaten. Die kleinen Häftlinge wurden vom Moschiner Marktplatz zum Gestapo-Hauptquartier im Haus des Soldaten in Poznań und dann zum Westbahnhof transportiert.

Die meisten Waggons erreichten Łódź (damals Litzmannstadt) in der Nacht vom 10. auf den 11. September 1943. Vom Bahnhof Łódź Kaliska aus wurden sie mit Kraftwagen in das Lager für polnische Kinder an der ul. Przemysłowa gebracht. Nach dem Schließen des Lagertores wurden sie zu Gefangenen mit dem Status „polnische Terroristenkinder”. Sie bildeten eine Gruppe politischer Gefangener, obwohl das jüngste von ihnen – Marek Zakrzewski – erst 2 Jahre und 3 Monate alt war.

 

Quellenangaben:

Lage der polnischen Bevölkerung im Wartheland 1939-1945. Deutsche Dokumente, Auswahl und Übersetzung Cz. Łuczak, Poznań 1987, S. 115,

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Kazimierz Cieślewicz an Józef Witkowski, 1969, GK 165/379, Bd. 2, Bl. 99,

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Czesław Jarnot an Józef Witkowski, 1969, GK 165/379, Bd. 5, Bl. 62.

 

Fotoquellen:

ein Transport von Kindern zum Lager an der ul. Przemysłowa (Institut für Nationales Gedenken),

eine Fotografie aus der Akte von Kazimierz Cieślewicz (Kunstgalerie in Moschin),

ein Appell im Lager (Institut für Nationales Gedenken),

ein Appell neuer Häftlinge (Institut für Nationales Gedenken),

Kazimierz Cieślewicz vor seiner Verhaftung (Sammlungen der Familie Pinkowski).

Moschiner Kinder

Eine Liste der Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren aus der Gemeinde Moschin, die 1943 verhaftet wurden:

Donata Adamczyk (13 J.)

Zenon Bolewski (12 J.)

Kazimierz Cieślewicz (13 J.)

die Schwestern Maria (15 J.), Józefa (14 J.) und Czesława (11 J.) Czechowski

die Geschwister Leon (14 J.) und Maria (5 J.) Gierszola

die Geschwister Eugeniusz (15 J.), Jerzy (14 J.), Urszula (10 J.) und Domicela (6 J.) Grenda

die Zwillinge Jadwiga und Tadeusz Heigelmann (11 J.)

die Geschwister Teresa (14 J.) und Aleksander (12 J.) Iwicki

Czesław Jarnot (13 J.)

Gabriela Jeżewicz (14 J.) und ihre Neffen Edward (4 J.) und Jerzy (2 J., 10 M.)

Maciej Jurdzyński (7 J.)

Jan Kałan (10 J.)

die Geschwister Eugenia (15 J.), Zdzisław (14 J.) und Janina (1 J., 6 M.) Kaźmierczak

die Brüder Bohdan (8 J.) und Ireneusz (6 J.) Konczaków

Henryk Kordylewski (11 J.)

Jan Koźlecki (13 J.)

Wacław Krzan (15 J.)

Cecylia Kukucka (13 J.)

die Schwestern Zofia (2 J., 6 M.) und Bogumił (1 J.) Kurzawa

die Geschwister Janina (13 J.), Jan (12 J.), Józef (10 J.), Joanna (4 J.) und Kazimiera (6 M.) Maciejewski

die Geschwister Aleksander (5 J.) und Zbigniew (1 J., 7 M.) Michalak

die Geschwister Jerzy (15 J.), Gertrude (13 J.) und Edward (6 J.) Nowak

Władysław Pachojka (15 J.)

die Geschwister Jerzy (10 J.), Wojciech (8 J.) und Gertrude (2 J., 10 M.) Papież

Edward Piotrowski (14 J.)

Eugeniusz Prętki (14 J.)

die Geschwister Wiesława (10 J.), Jerzy (7 J.), Wojciech (3 J.) und Szczęsny (1 J., 6 M.) Skibiński

Genowefa Stróżyńska (3 J.)

die Geschwister Zofia (14 J.) und Kazimierz (11 J.) Urbanek

Józef Wośkowiak (15 J.)

die Geschwister Danuta (4 J.) u. Marek (2 J., 3 M.) Zakrzewski

 

Fotoquellen:

eine Gedenktafel in Moschin, Foto: Andrzej Janicki (Museum der Polnischen Kinder - Opfer des Totalitarismus),

Ireneusz und Bohdan Kończak mit der Mutter (Sammlung der Familie Kończak),

Kazimierz Cieślewicz (Sammlung der Familie Pinkowski),

Edward Nowak (Sammlung der Familie Hetmanski),

Gertruda Papież vor der Verhaftung (Sammlung der Familie Marcinkowski).

Einsam, hungrig, durchgefroren.

Auf dem Weg zu den Orten der Isolation

„Das Lager bot uns einen schrecklichen Anblick, der nichts Gutes ahnen ließ. Es war mit einer hohen Wand aus Brettern und Stacheldraht an der Spitze eingezäunt, die von deutschen Wachen bewacht wurde. Als wir vor Ort im Lager ankamen, war es bereits nach dem Abendessen, wir bekamen also nichts zu essen oder zu trinken, und wir hatten auch nichts auf dem Weg bekommen. […] Nach drei Tagen, in denen wir ins Lager gebracht wurden, wurden wir nach Lagermanier uniformiert. Unsere Sachen wurden uns abgenommen, unsere Haare wurden kurz geschnitten, wir bekamen Hemden und Unterhosen aus Leinen mit grauen und weißen Streifen, Kleider mit kurzen Ärmeln und eine Jacke aus einem grauen Sack, Schuhe aus Holz, die mit weißem Stoff überzogen waren, und angenähte Lederstücke an den Spitzen und Absätzen und Fußlappen, um die Beine zu wärmen.”

Jadwiga Heigelmann (am Tag der Verhaftung 11 J.)

Nach Einbruch der Dunkelheit vom 10. auf den 11. September 1943 erreichten die meisten der verhafteten Moschiner Kinder das Przemysłowa-Lager. Den Rest der Nacht schliefen sie in einem Gefühl der Angst und Einsamkeit, hungrig und durchgefroren.

Sie schlossen sich den dort bereits inhaftierten Gleichaltrigen aus dem Städtchen an – Donata Adamczyk, Henryk Kordylewski, Wacław Krzan, Edward Piotrowski und Józef Wośkowiak. Die fünf Jüngsten – Kazimiera Maciejewska (6 M.), Bogumiła Kurzawa (1 J.), Janina Kaźmierska (1 J, 6 M.), Szczęsny Skibiński (1 J., 6 M.) und Zbigniew Michalak (1 J., 7 M.) kamen ins Waisenhaus in Śródka, Poznań.

Quelle des Zitats:

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief der Jadwiga Starost, geb. Heigelmann, an Józef Witkowski, 1968, GK 165/379, Bd. 4, Blatt 3-3v (modernisierter Eintrag).

 

Fotoquellen:

das Foto aus der Akte der 11-jährigen Jadwiga Heigelmann (Kunstgalerie in Moschin),

ein Lagerbrief von Bohdan Kończak an Frau Mazurkiewicz, 1943 (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus),

eine Gruppe von Häftlingen im Przemysłowa-Lager (Institut für Nationales Gedenken),

die Rückseite der Registrierungskarte von Jerzy Nowak (Kunstgalerie in Moschin),

ein Lagerappell unter Beteiligung von Kommandant Camillo Ehrlich (Institut für Nationales Gedenken).

Gemeinsam im Transport – getrennt im Lager

„Ich wurde mit meinem Bruder [Zwilling] mitgenommen. Die einzigen Treffen, die wir hatten, waren, als wir die Toilette verließen, damals sagten wir zueinander nichts anderes als: Du, leb besser, und ich sterbe besser, und mein Bruder wiederum sagte: Du, leb besser. Das waren die Worte von 11-jährigen Kindern, die nicht die Möglichkeit hatten, unter solchen Bedingungen zu leben.”

Jadwiga Heigelmann (am Tag der Verhaftung 11 J.)

„Ich erinnere mich an die Brüder getrennt, die Schwester getrennt, weil sie 4 Jahre alt war und ich getrennt. Ich erinnere mich auch an das erste Mal, als wir uns schlafen legten, Etagenbetten, ein mit Stroh gefülltes Kissen und eine schmutzige Decke, es gab keine Strohmatratze, nackte Bretter. Wir konnten uns erst am Morgen aufwärmen.”

Janina Maciejewska (am Tag der Festnahme 13 J.)

„Damals habe ich meine Brüder gesehen, als sie vorbeigingen. Ich weiß, dass dieser jüngere Bruder im Krankenhaus im Lager [war], davon erzählten mir die Mädchen, die dort arbeiteten. Ich habe meinen Bruder damals nicht erkannt, weil er eine Schramme am Hals hatte.”

Wiesława Skibińska (am Tag der Verhaftung 10 J.)

Das, was den Menschen am meisten half, die Kriegswirren zu überleben, waren die familiären Bindungen. So war es auch im Lodzer Lager. Die Geschichte eines der Moschiner Geschwister, der Zwillinge Jadwiga und Tadeusz Heigelmann, zeigt, was für ein außergewöhnlich schwieriges Element des Alltags die Trennung polnischer Kinder während der Besatzung war. Die beiden wurden unmittelbar nach der Verhaftung ihrer Mutter getrennt. Getrennt blieben sie bei ihren Großmüttern. Als sie verhaftet wurden, trafen sie sich für einen Moment in einem Transport, das Lager jedoch trennte sie wieder. Nach dem Krieg gelangten sie zu verschiedenen Tanten, die sich um ihre Erziehung kümmerten. Sie wuchsen auf und lebten getrennt.

Quellenangaben (modernisierter Eintrag):

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Jadwiga Starost, geb. Heigelmann, an Józef Witkowski, 1968, GK 165/379, Bd. 4, Bl. 4v,

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Schreiben von Janina Jastrzębska, geb. Maciejewska, an Józef Witkowski, GK 165/379, 19.

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung des Zeugen Wiesława Skutecka, geb. Skibińska, 1968, S.36.2019.ZN, Bd. II, Bl. 324.

 

Fotoquellen:

Fotos aus den Akten: der 13-jährigen Janina Maciejewska, der 11-jährigen Czesława Czechowska, der 14-jährigen Józefa Czechowska, des 10-jährigen Jan Kałan, des 12-jährigen Jan Maciejewski (Kunstgalerie in Moschin),

ein Appell neuer Häftlinge (Institut für Nationales Gedenken).

Behandelt wie Kriminelle

„Als ich dieses Bett mit Brettern sah, ohne Strohmatratzen […], da fing ich an zu weinen und meine ältere Schwester zu umarmen. Ich suchte einfach Schutz bei einer älteren Person. Die Leiterin nahm uns mit Geschrei und Befehlen auf, das war etwas Schreckliches. […] Ich aß in den ersten Tagen das Mittagessen nicht, es war so ekelhaft. Alles schwamm in dieser Suppe, wie Würmer und dergleichen. Nach ein paar Tagen musste man anfangen, alles Mögliche zu essen, um nicht zu verhungern. Der Hunger war schrecklich, sehr wenig Nahrung wurde uns gegeben, und man musste arbeiten.”

Czesława Czechowska (am Tag der Verhaftung 11 J.)

„Es bestand darin, auf einer nackten Pritsche zu schlafen, in einem fensterlosen Raum mit einer reduzierten Nahrungsportion. Nach dem Verlassen der Einzelzelle ging es ins sog. Haus V, wo die Disziplin gestrafft wurde. Die Verschärfung dieser Disziplin bestand in dem Verbot, ins Lager zu gehen, jeder Wachmann konnte ohne Grund schlagen, und sie wurden für die härteste Arbeit benutzt. So bestrafte Kinder bekamen spezielle, mit roter Ölfarbe bemalte Bänder auf die Ärmel, ähnlich an den Beinen und Querstreifen auf Vorder- und Rückseite.”

Jerzy Papież (am Tag der Verhaftung 10 J.)

Die Kinder unterlagen, bevor sie in den „Häusern” untergebracht wurden, einem Registrierungsverfahren.

Sie wurden en face und von der Seite fotografiert, es wurden die Fingerabdrücke genommen, es wurden Registrierungskarten mit den Identifikationsdaten und einer Beschreibung des Gefangenen angelegt, es wurden Nummern vergeben, die Haare geschnitten (den Jungen eine Glatze, den Mädchen ganz kurz), alle persönlichen Gegenstände wurden weggenommen, die Lagerkleidung und Ausrüstung, d. h. eine Schüssel, eine Tasse und ein Löffel, wurden ausgegeben.

 

Quellenangaben:

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Czesława Ochocka, geb. Czechowska, an Józef Witkowski, 1968, GK 165/379, Bd. 2, Bl. 140-140v (modernisierter Eintrag),

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung des Zeugen Jerzy Papież, 1976, S.36.2019.Zn, Bd. VI, Bl. 1019.

 

Fotoquellen:

die Registrierungskarte und das Foto aus der Akte des 15-jährigen Jerzy Nowak (Kunstgalerie in Moschin),

ein Lagerappell (Institut für Nationales Gedenken),

Häftlinge in der Warteschlange zur Lagerküche (Institut für Nationales Gedenken),

eine Mahlzeit im Lager (Institut für Nationales Gedenken).

Sklavenarbeit ab dem 7. Lebensjahr

„Ich wurde der Gruppe der Jüngsten zugeteilt. Diese Gruppe bestand aus etwa 40 Kindern. Die Jungen und die Mädchen waren zusammen. Im Vergleich zu den älteren Kindern war unser Essen besser, wir bekamen sogar Milch, Kaffee mit Milch und manchmal Brot zum Frühstück. Die Betten waren Etagenbetten mit Decken, aber die Decken waren nicht bezogen, die Strohsäcke waren aus Papier. Die Jüngsten – 3-jährige Kinder – waren sechs. Für sie gab es ein einziges Bett.”

Ireneusz Kończak (am Tag der Verhaftung 6 J.)

„Ein halbes Jahr lang blieb ich im Mädchenlager, wo die einzige Beschäftigung die Arbeit im Lagergarten und zwei Tage auf den Feldern des Ghettos bei der Ernte von Gemüse und beim Singen und Entlausen der Kleidung war. In der Winterzeit wurde uns befohlen, wir sollten zuerst die Hose ausziehen und sie auf den Schnee legen, und dann die Bluse, und so standen wir etwa eine Stunde lang in Unterhose und Hemd im Frost und warteten darauf, dass die Läuse eingingen, die sich jedoch als widerstandsfähiger erwiesen als wir.”

Wojciech Papież (am Tag der Verhaftung 8 J.)

In Zeiten des Friedens geht ein 7-jähriges Kind zur Schule, setzt seine ersten Buchstaben und Ziffern in seine Hefte. Im Lager wurde den polnischen Kindern die Möglichkeit zum Lernen genommen und sie wurden gezwungen, für das Dritte Reich zu arbeiten. Das Lagerregime basierte auf Sklavenarbeit, die über die Kräfte der Kinder hinausging. In der Zeit zwischen Frühjahr und Sommer begann der Arbeitstag um 5 Uhr morgens und endete um 21.00 Uhr. Es gab keinen Gefangenen, der nicht mit dem Ochsenziemer geschlagen wurde. Die Rebellischsten gelangten dorthin, wo es am schlimmsten war – in die Einzelzelle.

 

Quellenangaben:

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung des Zeugen Ireneusz Kończak, 1968, S.36.2019.ZN, Bd. II, Bl. 297,

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Wojciech Papież an Józef Witkowski, GK 165/379, Bd. 12, Bl. 81v.

 

Fotoquellen:

das Foto aus der Akte des 8-jährigen Wojciech Papież (Kunstgalerie in Moschin),

zwei Fotografien von Häftlingen, die in den Werkstätten arbeiten (Institut für Nationales Gedenken),

Häftlinge auf dem Weg zur Arbeit (Institut für Nationales Gedenken).

Alltag im Mädchenlager – „wir wurden einer strengen Zucht unterworfen”

„[…] Danach wurden wir in ein Gebäude innerhalb des Mädchenlagers gebracht, wo uns gezeigt wurde, wo wir schlafen würden, und so begann der Alltag des Lagerlebens […] Ich war sehr verängstigt und weinte ständig. […] Zuerst arbeitete ich beim Kartoffelschälen und dann wurde ich dazu eingeteilt, Kunstblumen zu machen […] Bei einem der täglichen morgendlichen Appelle wurde ich zur Arbeit in der Näherei ausgewählt, um Kleidung zu flicken […] Täglich morgens marschierten wir zu zweit in die Näherei. Dort arbeiteten etwa 6-8 Mädchen, alle aus Moschin und eine aus Poznań.”

Cecylia Kukucka (am Tag der Verhaftung 13 J.)

Die Mädchen wurden von den Jungen getrennt, zusammen mit den Kindern unter 8 Jahren, die in einem ausgewiesenen umzäunten Gebiet im nordwestlichen Teil des Lagers lebten. Ihr Alltag war Hunger, Angst, Kälte und harte Arbeit, vor allem in der Küche, der Wäscherei, der Näherei und im Garten. Sogar wenn sie ihre Aufgaben gut erfüllten, schwebte über ihnen ständig das Gespenst aller Arten von Gewalt durch die Lagerbesatzung. Diejenigen der Mädchen, die über ausreichende körperliche Kraft verfügten, wurden für die Frühlings- und Sommerzeit in die Wirtschaftsaußenstelle des Lagers im Dorf Dzierżązna geschickt.

 

Quellenangaben:

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung der Zeugin Zofia Nowak, geb. Urbanek, 1970, S. 36.2019. ZN, Bd. VII, Bl. 1220,

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Cecilia Czuchwicka, geb. Kukucka, an Józef Witkowski, 1967, GK 165/379, Bd. 7 Teil 2, Bl. 261-262.


Fotoquellen:

weibliche Häftlinge bei einer Mahlzeit im Mädchenteil des Lagers (Museum der Unabhängigkeitstraditionen),

ein Appell mit weiblichen Häftlingen im Lager (Institut für Nationales Gedenken),

das Foto aus der Akte der 10-jährigen Urszula Grenda (Kunstgalerie in Moschin),

Personal und weibliche Häftlinge in der Lagerküche (Museum der Unabhängigkeitstraditionen).

Dzierżązna – harte Arbeit auf dem Landgut

„Im Herbst 1944 wurde ich in den Palast gebracht und arbeitete dort als Haushaltshilfe. Im Palast waren wir 4 Mädchen. […] Wir mussten täglich putzen, jeder hatte eine eigene Arbeit, wir arbeiteten auch bei der Wäsche. Der Eigentümer dieses Guts wohnte dort nur mit seiner Frau. Es kamen oft Gäste zu ihnen angereist. Wir hatten auch die Verantwortung, die Gäste zu bedienen.”

Józefa Czechowska (am Tag der Verhaftung 14 J.)

Laut der Namensliste der Gefangenen wurden im Frühjahr 1944 aus dem Moschiner Transport 14 Mädchen zur Arbeit in die Außenstelle des Lagers in Dzierżązna geschickt. Einige von ihnen, darunter Teresa Iwicka, Józefa Czechowska und Janina Maciejewska, blieben dort, bis das Lager im Januar 1945 geschlossen wurde.

Obwohl die Lebensbedingungen, vor allem im Zusammenhang mit dem Zugang zu Nahrung, als etwas besser angesehen wurden als im Przemysłowa-Lager, war der Alltag der weiblichen Häftlinge ausnahmslos von Müdigkeit und Zwang der jungen Körper geprägt. Von den frühen Morgenstunden an bis in den späten Abend hinein verrichteten die Mädchen schwere körperliche Arbeit auf dem Feld, in den Gärten, in den Wäldern oder beim Vieh. Sie waren ständiger Gewalt und körperlicher Züchtigung durch den Leiter des Lagers, Heinrich Fuge, und die mit ihm im Gutshaus lebende Familie ausgesetzt.

 

Quelle des Zitats:

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung der Zeugin Józefa Stawna, geb. Czechowska, 1968, S.36.2009.Zn, Bd. II, Bl. 294 (modernisierter Eintrag).

 

Fotoquellen:

die Gedenktafel der Außenstelle des Lagers für polnische Kinder in Dzierżązna (Museum der Unabhängigkeitstraditionen),

ein Gruppenfoto von weiblichen Häftlingen in Dzierżązna (Kunstgalerie in Moschin),

drei Fotografien – das Gutshaus in Dzierżązna, weibliche Häftlinge vor der Küche in Dzierżązna, weibliche Häftlinge bei der Arbeit (Sammlung von Magdalena Blanka Hauke).

Gesundheit und Krankheiten im Lager

„angeblich gab es eine Ärztin”

„Ärztliche Hilfe sah folgendermaßen aus: Es gab eine Ärztin – wie es hieß, ohne irgendeine Ausbildung, zu der man ungern ging, weil sie die Patienten mit dem Ochsenziemer schlug. […] Im Lager erkrankte ich zunächst an Typhus und lag auf der Krankenstation.

Ich erhielt keinerlei Medikamente und ich wurde bei Krankheit wie zuvor gefüttert, Kartoffeln in der Schale, Rübensuppe, und am Morgen erhielten wir 2 kg Brot für 6 Personen und am Abend 2 kg für 8 Personen und schwarzen bitteren Kaffee.”

Zenon Bolewski (am Tag der Verhaftung 12 J.)

Die Kinder, die im Lager krank waren, hatten nicht die richtigen Bedingungen, um wieder gesund zu werden. Der Zugang zu Medikamenten war begrenzt, und Häftlinge, die aufgrund von Beschwerden nicht arbeiteten, erhielten lediglich die Hälfte der zustehenden Lebensmittelration.

Die schlechten sanitären Bedingungen, die auslaugende Arbeit und die Unterernährung führten dazu, dass die Kinder mit vielen verschiedenen gesundheitlichen Problemen konfrontiert waren. Unter den Häftlingen aus Moschin waren Typhus, Augenentzündungen und Krätze die am häufigsten genannten Krankheiten. Das Leiden wurde auch durch Erkältungen, Fieber und Durchfall sowie Wunden durch die Schläge und die schlechten Arbeitsbedingungen verursacht. Der einzige im Lager beschäftigte Arzt war Leon Urbański. In den Zeugenaussagen erscheint auch die Figur des Emil Vogel – eines jüdischen Arztes aus dem Ghetto Łódź.

 

Quellenangaben:

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung des Zeugen Jan Koźlecki, 1971, S.36.2019.Zn, Bd. VIII, Bl. 1579,

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung des Zeugen Zenon Bolewski, 1972, S.36.2019.Zn, Bd. VIII, Bl. 1572.

 

Fotoquellen:

der Ausweis von Isolde Beyer (Museum für Unabhängigkeitstraditionen),

ein Appell mit Mädchen vor dem Hintergrund des Gebäudes der Krankenstation (Museum der Unabhängigkeitstraditionen),

eine Filmaufnahme aus dem Film Litzmannstadt - die Gehenna der polnischen Kinder. Doktor Emil Vogl - zur Rettung der Kinder, 2024 unter der Regie von K. Pełka-Wolsztajn (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus),

ein Auszug aus der Zeugenaussage von Leon Urbański, 1945 (Institut für Nationales Gedenken).

Germanisierung

„Zu der Zeit, als ich mich im Lager aufhielt, wurden Kinder der Rasse nach mitgenommen, unter anderem wollten sie mich mitnehmen, aber da ich sagte, dass ich vom Moschiner Transport sei, wurde ich abgewiesen.”

Kazimierz Cieślewicz (zum Zeitpunkt der Verhaftung 13 J.)

„Ich weiß, dass die Deutschen, das Rassenamt, sie mit heimgenommen haben – rassetaugliche Kinder. Ich war auch auf dieser Liste. Diese Mädchen kehrten nicht mehr ins Lager zurück. Zweimal wurden etwa zehn Mädchen mitgenommen. […] Auch zwei Witaszek-Schwestern aus Poznań kehrten nicht wieder zurück.”

Urszula Grenda (zum Zeitpunkt der Verhaftung 10 J.)

Unter den im Lager inhaftierten Kindern wurden die jüngsten auf Rassetauglichkeit getestet. Diejenigen, die nach Ansicht der Deutschen die festgelegten Kriterien erfüllten, wurden in Lebensborn-Einrichtungen oder Germanisierungszentren untergebracht - unter anderem in Ludwików und Puszczyków. Das Thema der Selektion „für die Rasse” taucht auch in den Zeugenaussagen ehemaliger Häftlinge aus dem Moschiner Transport auf. Den Kindern war bewusst, dass sie in Germanisierungszentren gelangen konnten, die meisten jedoch entgingen den Abtransporten ins Unbekannte, und der Grund für die „Streichung” von der Liste war der Herkunftsort. Ein anderes Schicksal ereilte Alodia und Daria Witaszek - den Töchtern von Dr. Franciszek Witaszek, gegen den ähnliche Anschuldigungen erhoben wurden wie gegen die Einwohner von Moschin.

 

Quellenangaben:

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung des Zeugen Kazimierz Cieślewicz, 1968, S.36.2019.Zn, Bd. II, Bl. 309 (modernisierter Eintrag),

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung der Zeugin Urszula Susz, geb. Grenda, 1968, S.36.2019.Zn, Bd. II, Bl. 289.

 

Fotoquellen:

das Gebäude des ehemaligen Rassenlagers, heute ul. bł. Anastazego Pankiewicza 15 (Institut für Nationales Gedenken),

Alodia und Daria Witaszek (Sammlungen der Familie Alodia Witaszek-Napierały),

Daria Witaszek mit den deutschen Adoptiveltern (Sammlungen der Familie Wojtowicz),

das Foto aus der Akte der 10-jährigen Urszula Grenda (Kunstgalerie in Moschin).

Von Litzmannstadt nach Lebrechtsdorf

Kindertransporte nach Potulice

Im Juli 1944 wurde der Kinderblock offiziell liquidiert. Die kleinen Häftlinge aus Łódź wurden nach Potulice transportiert – einem deutschen Umsiedlungslager, das seit 1941 im Kreis Danzig-Westpreußen betrieben wurde, welches zuvor ein Außenlager des KL Stutthof gewesen war.

Auf Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes vom 21. Juli 1944 wurden 19 minderjährige Häftlinge aus Moschin, die als „Kinder von Terroristen” bezeichnet wurden, nach Potulice transportiert.

„Ich wurde von Łódź nach Potulice gebracht – an die Reise selbst erinnere ich mich nicht. Ich weiß, dass wir in Potulice in Baracken lebten. Soweit ich mich erinnere, hat sich niemand um uns gekümmert.”

Maria Gierszol (am Tag der Verhaftung 5 J.)

„In der Nacht um 4:00 Uhr wurden wir auf einen Pferdewagen geladen und zum Bahnhof Kaliska in Łódź gebracht. [...] Nach Potulice fuhren wir mit der Bahn mit verdeckten Fenstern. […] Wir wurden in Holzbaracken untergebracht. […] Die Kinder wurden tagsüber aus der Baracke getrieben und wir blieben den ganzen Tag außerhalb der Baracke, egal bei welchem Wetter.”

Ireneusz Kończak (am Tag der Verhaftung 6 J.)

„In Potulice gab es eigentlich keine Fürsorge; das Essen war mies, eigentlich trieben wir uns bis zur Befreiung im Lager herum.”

Aleksandra Michalak (am Tag der Verhaftung 5 J.)

 

Quellenangaben:

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung der Zeugin Maria Gierszol, 1968, S.36.2019.Zn, Bd. II, Bl. 305,

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung des Zeugen Ireneusz Kończak, 1968, S.36.2019.Zn, Bd. II, Bl. 297,

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung der Zeugin Aleksandra Nowacka, geb. Michalak, 1970, S.36.2019.Zn, Bd. VII, Bl. 1427.

 

Fotoquellen:

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes vom 31. Juli 1944 in Bezug auf die Entsendung von Kindern in das Lager in Potulice (Institut für Nationales Gedenken),

zwei Fotografien von Kindern im Alter zwischen 12 und 14 Jahren, die in den Werkstätten im Lager in Potulice arbeiten (Gedenkraum im Vorschul- und Schulkomplex „Kinder von Potulice” in Potulice),

der Friedhof für die Opfer des Nazilagers in Potulice, ein Foto von Jolanta Sowińska-Gogacz (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

Das ist nicht das Ende, das ist eine Etappe ...

Das Verlassen des Przemysłowa-Lagers bedeutete nicht das Ende der Kriegsgehenna. Die Jungen und Mädchen, die 16 Jahre alt waren, wurden in Lager geschickt – nach Żabików, Ravensbrück oder Groß-Rosen.

„Ich wurde von Żabikowo ins Lager in Ravensbrück gebracht. Dort arbeitete ich sehr schwer. Wir schütteten den See zu und trugen Ziegelsteine. Dort wurde ich sehr krank. Schwerkranke Kinder wurden nach der Befreiung vom Roten Kreuz nach Schweden gebracht.”

Maria Czechowska (am Tag ihrer Verhaftung 15 J.)

„Als ich gerade in Ravensbrück ankam, sah ich Frauen in weißen Schürzen, die wahrscheinlich mit Laken bedeckte Leichen auf Bahren trugen. […] Wir wurden nach Neubrandenburg und von dort in die Tschechoslowakei evakuiert.”

Eugenia Kaźmierczak (am Tag der Verhaftung 15 J.)

„Vom Lager in Łódź wurde ich nach Poznań, nach Żabików und von Żabików nach Groß-Rosen transportiert. […] Ich habe in den Steinbrüchen gearbeitet. Es war 1944, ich wurde nach Dora und dann nach Bergen-Belsen transportiert. Im Mai 1945 wurde ich von amerikanischen Truppen befreit.”

Eugeniusz Grenda (am Tag der Verhaftung 15 J.)

 

Quellenangaben:

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung der Zeugin Maria Jessa, geb. Czechowska, 1968, S.36.2019.Zn, Bd. II, Bl. 313,

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung des Zeugen Eugeniusz Grenda, 1968, S.36.2019.Zn, Bd. II, Bl. 292,

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung der Zeugin Eugenia Krzywicka, geb. Kaźmierczak, 1966, S.36.2019.Zn, Bd. I, Bl. 181 (modernisierter Eingang).

 

Fotoquellen:

ein Lichtbild von Eugenia Kaźmierczak (Kunstgalerie in Moschin),

ein Lichtbild von Jerzy Nowak (Museum für Unabhängigkeitstraditionen),

das Bild aus der Akte von Eugeniusz Grenda (Kunstgalerie in Moschin),

das Gelände des Museums Groß-Rosen in Rogoźnica, Foto: Michał Hankiewicz (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus),

das Lager in Żabikowo 1945, Foto von Władysław Kintz (Martyrologie-Museum in Żabikowo).

„… wir machten uns zu Fuß auf den Weg, weil die Züge noch nicht fuhren und wir es eilig hatten, nach Hause zu kommen”

„Wir rannten atemlos durch die Straßen, um so weit wie möglich vom Lager wegzukommen. Bald zerstreuten wir uns und blieben in einer Gruppe von 8 Kindern aus Moschin. […] Wir konnten nirgendwo hin. Uns war zum Weinen zumute, aber keiner von uns dachte daran, für die Nacht ins Lager zurückzukehren.”

Die ersten Tage der Freiheit in den Erinnerungen der 15-jährigen Cecylia Kukucka.

„Die Befreiung war für mich der unerwartetste Moment. Nachdem wir durch das Lagertor geschritten waren, nahmen ältere Männer sich unser an. […] Mit einem Transport des Roten Kreuzes kam ich zu Hause an. Und hier wieder eine Tragödie. Ich traf nur den Bruder Edmund an, der vor Kurzem aus dem Lager zurückgekehrt war. Die anderen starben in Auschwitz.”

Jan Kałan war 1945 12 Jahre alt – er verbrachte den Rest seiner Kindheit in einem Kinderheim.

„Nach meiner Rückkehr aus dem Lager kehrte ich an einen tauben leeren Ort zurück, die Nachbarn sahen mich widerwillig an,

ich wanderte durch die Straßen und sie gaben mir keinen Löffel voll Essen, […] ein paar Tage später begab ich mich zu meiner Großmutter.”

Der 14-jährige Czesław Jarnot wartete bis September 1945 auf die Rückkehr seiner Mutter aus dem Lager und von der Behandlung in Schweden.

„Als ich aus dem Lager zurückkam, war ich 4 Jahre alt. Meine Tante, die Schwester meiner ermordeten Mutter, brachte mich her. Ich hatte Angst, das Haus zu betreten, als ich das Bettchen sah, schrie ich, dass es ein Käfig sei und ich nicht schlafen würde. Rote-Beete- oder Kartoffelschalen entsprachen meinem Essen, bevor ich mich an das häusliche Leben gewöhnte, verursachte es meiner Tante viele Schwierigkeiten.”

Zofia Kurzawa war eine der jüngsten weiblichen Häftlinge.

 

Quellenangaben (modernisierter Eintrag):

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Czesława Ochocka, geb. Czechowska, an Józef Witkowski, 1968, GK 165/379, Bd. 2, Bl. 140v,

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Czesław Jarnot an Józef Witkowski, Moschin 1969, GK 165/379, Bd. 5, Bl. 62,

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Jan Kałan an Józef Witkowski, Moschin, 1968, GK 165/379, Bd. 6, Bl. 31v-32,

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Cecilia Czuchwicka, geb. Kukucka, an Józef Witkowski, 1967, GK 165/379, Bd. 7, Bl. 263-264,

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Zofia Koralewska, geb. Kurzawa, an Józef Witkowski, 1967, GK 165/379, Bd. 7, Bl. 347.

 

Fotoquellen:

die Erkennungsmarken von Teresa und Urszula Kurzawa, Foto von Jolanta Sowińska-Gogacz (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus),

eine Fotografie der Familie Papież (Sammlungen der Familie Papież),

eine Nachkriegsfotografie, zweiter von rechts Wojciech Papież (Sammlungen der Familie Papież),

Moschin, ein Foto von Jolanta Sowińska-Gogacz (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

Zukunft und Gegenwart

„Sag mir, Töchterchen, wenn du eine Fee im Wald treffen solltest und sie dich fragen sollte, was du dir wünschst, damit es für dich wahr wird – gib drei Antworten. Ich antwortete, dass ich erstens sehr gut lernen möchte, dass ich zweitens lange Zöpfe haben möchte und drittens antwortete ich, dass ich möchte, dass mein Vater und meine Mutter leben, und ich brach in Tränen aus.”

Joanna Maciejewska war 1945 6 Jahre alt.

„1946 lernte ich in Deutschland die Mutter kennen. In Poznań traf ich meine Schwestern Domicela, die ältere Urszula und den Bruder, Jerzy ... Ich musste mich nach dem Krieg um meine Familie kümmern.”

Eugeniusz Grenda trat mit einem Gepäck von Konzentrationslager-Erfahrungen und einem Verantwortungsbewusstsein für seine Familie ins Erwachsenenalter ein.

Die Kinderträume wurden mit der schwierigen Nachkriegsrealität konfrontiert. Fast alle Moschiner Kinder bis zum Alter von 15 Jahren, die 1943 im Rahmen der Vergeltungsaktion verhaftet wurden, waren nach dem Krieg Waisen oder Halbwaisen. Sie gelangten zur Erziehung zu den Großfamilien oder in Waisenhäuser. Bevor sie das Erwachsenenalter erreichten, mussten sie in die Rolle der Erwachsenen schlüpfen. Sie wurden die Vormünder ihrer jüngeren Geschwister, weil sie mit dem Unterhalt der Familie belastet waren. Als reife Menschen, aber noch jung, im Alter von 30-40 Jahren, beantragten sie Rente. Sie kämpfen seit den 60er Jahren für Entschädigungen und eine Kombattantenrente.

In ihrem Erwachsenenleben vereinte die Vergangenheit des Lagers sie wieder. Sie gaben in staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren und Gerichtsverfahren Zeugenaussagen zu den deutschen Straftaten ab. Sie nahmen an Treffen und Staatsakten im Zusammenhang mit dem Gedenken an die Kinder des Kriegs teil.

 

Quellenangaben:

Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Brief von Joanna Piotrowska, geb. Maciejewska, an Józef Witkowski, 165/397, Bd. 9, Bl. 23,

Zweigniederlassung der Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk, Protokoll der Vernehmung von Eugeniusz Grenda, 1968, S.36.2019.Zn, Bd. II, Bl. 290.

 

Fotoquellen:

Überlebende aus dem Przemysłowa-Lager mit Kindern aus Łódź im September 2023 – Urszula Grenda-Susz, Jerzy Jeżewicz, Bohdan Kończak, Joanna Maciejewska-Piotrowska, Wojciech Skibiński, Alodia Witaszek-Napierała, ein Foto von Maciej Kiński (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus

Bildung – Forschung – Sammlungen – Gedenken

„Es gibt nur eine Handvoll von uns, die heute noch leben. Das, was hinter den Drähten des Lagers geschah, wird uns für immer begleiten. Wir werden es nicht vergessen, wir werden es nicht ablehnen, wir werden es nicht erklären. Wir haben unsere Familien, unsere Kindheit und die Lebensfreude verloren. Aber wir leben. Wir sind noch am Leben und wir erinnern uns.

Wir alle sollten uns daran erinnern. Für unsere zukünftigen Generationen, unsere Kinder und deren Kinder, damit das sich niemals wiederholen wird. Damit die Welt weiß, wozu der Mensch fähig ist. Und wovor diese Welt geschützt werden muss.”

Das Museum nahm seinen Betrieb am 1. Juni 2021 auf. Wir alle schaffen es mit, weil es schwierig wäre, eine polnische Familie zu finden, die nicht unter der Umsetzung der kriminellen Politiken des Dritten Reiches und der Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs gelitten hat. Unter den Überlebenden des Przemysłowa-Lagers waren die Unterzeichner dieser Botschaft Moschiner, die an der Schaffung des Museums beteiligt waren. Die Mission der Institution ist es, den jüngsten Opfern der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts zu gedenken – Kindern, die ermordet, verwaist, inhaftiert, im Exil oder vertrieben, ihrer Würde und ihrer Kindheit beraubt wurden.

 

Quelle des Zitats:

ein Auszug aus dem Brief der Überlebenden des Przemysłowa-Lagers, 2021 (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

 

Fotoquellen:

das Treffen der Überlebenden, 2024,

der temporäre Sitz des Museums, Łódź, ul. Piotrkowska 90,

das Denkmal zum Gedenken an die polnischen Kinder, Opfer der Deutschen Lager in und um Łódź von Maciej Jagodziński-Jagenmeer, St.-Adalbert-Friedhof in Łódź,

die Ausstellungsräume des Museums,

eine Skulptur aus der Serie Kinder Muster nach dem Projekt von Marcin Mielczarek,

Das Denkmal für das Märtyrertum der Kinder in Łódź (Gebrochenes Herz) von Jadwiga Janus.

 

Urheber der Fotografien: Renata Borowska und Hin Lok Tsang (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

Wir gedenken.

Am 10. September.

Der Nationalfeiertag der Polnischen Kriegskinder

Einer der Initiatoren der Einrichtung des Nationalfeiertages der Polnischen Kriegskinder war das Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus. Die Wahl des Datums war kein Zufall – auf seinen Spuren kehren wir im Angedenken zum 10. September 1943 und der Verhaftung der Kinder aus Moschin zurück. Die jüngsten Moschiner wurden zu einem Symbol der Kriegsschicksale von Kindern, ebenso wie das Przemysłowa-Lager. An diesem Tag trifft die Vergangenheit auf die Gegenwart.

Das Wort GEDENKEN, das so oft bei Gedenkfeiern ausgesprochen wird, verbirgt in sich eine Botschaft, die sich besonders an die junge Generation richtet, denn die Erinnerung an Kriegserfahrungen ist die Grundlage für den Aufbau von Identität, besonders in der heutigen instabilen Zeit. Des Weiteren ist es ein umfassender Begriff, der eine Geschichte über junge Menschen und Kinder erzählt, die Opfer zweier Totalitarismen wurden – des der Nazis und des der Sowjets. Zur Germanisierung beraubt, vertrieben, zum Exil verurteilt, zur Sklavenarbeit gezwungen, in Ghettos, Gefängnissen und Lagern eingesperrt. Der Gesundheit und Würde der Ermordeten beraubt.

Es ist eine unendliche Geschichte. Ihr Leben war begleitet von Traumata, oft Verwaisung und gesundheitlichen Problemen, die sich aus Kriegserfahrungen ergaben. Trotz dieser Erlebnisse bauten sie ihr Erwachsenenleben auf, dessen Element auch wir Zeitgenossen sind.

 

Fotoquellen:

die Titelschautafel der Ausstellung Wir waren nur Kinder. Die Gehenna polnischer Kinder während des Zweiten Weltkriegs und nach seinem Endevon Anna Dudek, Michał Hankiewicz in grafischer Anordnung von Aneta Kosin,

Das Denkmal für das Märtyrertum der Kinder in Łódź,

eine Gedenkfeier des Nationalfeiertags der Polnischen Kriegskinder,

eine Skulptur aus der Serie Kinder Muster nach dem Projekt von Marcin Mielczarek,

Urheberin der Fotografie: Renata Borowska (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

 

Urheberinnen der Ausstellungstafeln: Paulina Fronczak-Chruściel, Agnieszka Fronczek-Kwarta

Urheberin des Ausstellungsarrangements: Renata Borowska

Herausgegeben von: Jolanta Sowińska-Gogacz

 

Auf der Titelschautafel:

ein Foto aus der Akte von Kamieniarz Cieślewicz und Donata Adamczyk (Kunstgalerie in Moschin),

ein Treffen der Überlebenden, 2021 Foto: RUN Artur Rusek (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus),

eine Familienfotografie von Wojciech Skibiński (Sammlungen der Familie Skibiński),

das Denkmal auf dem Platz des 20. Oktobers in Moschin, Foto: Andrzej Janicki (Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

 

Herausgeber: Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus. Deutsches Nazi-Lager für polnische Kinder in Łódź (1942–1945).